Mittwoch, 28. August 2013

Hallo liebe Leser(innen)!

Mein neues Ebook "Schuldig" - diesmal ein Krimi, steht kurz vor der Veroeffentlichung. Deshalb moechte ich Euch hier, exclusiv, schon einmal das 1.Kapitel zum Probelesen geben. Ueber Kommentare, Kritik und auch Lob freue ich mich sehr! Bitte benutzt dafuer die Kommentar-Funktion. 
Und nun viel Spass beim Lesen!

Liebe Gruesse,
Eure Manuela Mendez








„Steffens, Besuch!“ so hallte es durch den kalten Raum. Keine Reaktion. „Steffens, verdammt nochmal, Sie haben Besuch!“ Mechanisch schüttelte sie ihren Kopf. „Wer sollte mich schon besuchen...“ dachte sie teils belustigt, teils resigniert. Doch die Wärterin gab keine Ruhe. Ihre Schritte hallten auf dem Betonboden. Dann stand die Schließerin direkt vor ihr. „Steffens, verdammt, ich weiß dass Sie keinen Besuch empfangen.“ Sie schnaufte. „Aber der Kerl sagt, er will Ihnen helfen!“ Das klang eindringlich. Und dann hielt sie ihr die Visitenkarte hin. Mechanisch griff Mona danach. Sie las: „Dr. Reinward - Psychologe. Ein Seelenklempner? Was will DER denn von mir?“ Schließlich hatte sie etliche psychologische Tests und Gutachten über sich ergehen lassen müssen. „Nun schon wieder? Was will der Herr Doktor?“ Aber irgendwie war Mona neugierig geworden... Frank Reinward war überrascht. Nach all dem was er über den Fall und Mona Steffens gelesen und gehört hatte, wusste er, dass sie keinen Besuch empfängt. Empfangen hatte, während der vergangenen 5 Jahre. Und sie hatte seid ihrer Verhaftung nicht gesprochen. Nein, nicht nur nicht ausgesagt. Nein, kein einziges Wort hatte sie gesprochen. „Warum will sie mich sehen?“ überlegte er. Sicher er war gekommen, um es zu versuchen - hatte aber nicht damit gerechnet, dass sie ihn als Besucher akzeptieren würde. „Was wird sie mir sagen?“ Als sie sich gegenüber saßen, getrennt durch zentimeterdickes Glas, wirkte Mona Steffens angespannt und wachsam. Sie taxierte ihn. Tastete jeden Zentimeter seines Gesichts ab - langsam, intensiv. Ihre Augen waren permanent auf ihn gerichtet, sie zwinkerte nicht einmal. Sie beobachtete ihn, wollte seine Gedanken erraten, den Grund, warum er sie aufsuchte. Und langsam fühlte sich Frank Reinward etwas unbehaglich unter ihrem strengen unausweichlichen Blick. Es schien, als würde sie seine intimsten Geheimnisse erahnen. Als die Wärterin sie am Ende der Besuchszeit wegführte, drehte sie sie plötzlich abrupt um. Ihm schien es, als wenn sie ihm in diesem Moment zuzwinkerte. Allerdings hätte es auch ein Luftzug sein können. Aber dieses vermeintliche Zwinkern hatte ihn ermutigt. Und ja, sie hatte ihn wieder und wieder als Besucher akzeptiert. Inzwischen waren 4 Monate vergangen und er hatte Mona regelmäßig besucht. Gesprochen hatten sie allerdings noch kein einziges Wort. Es war etwas an ihm, das ihr gefiel. War es sein stilles Lächeln, das unzählige kleine Fältchen um seine Augen und seinen Mund eingegraben hatte? Oder waren es seine Augen, seine schönen großen melancholischen Augen? Vielleicht auch seine Hände, die immer ruhig auf der Tischplatte vor ihm lagen? So sehr Mona auch darüber nachdachte, sie kam zu keinem Ergebnis. Frank war nach der ersten Audienz bei ihr ins Grübeln geraten. Er hatte sie gesehen, er hatte sie beobachtet. Unter ihrer Einheits-Gefängniskleidung schien sie schmal und zierlich zu sein. Sicher hat sie eine hübsche Figur. Und ihr Gesicht, ihr schmales Gesicht mit dem traurigen Mund und den hell - fast wasserblauen Augen, konnte das das Gesicht einer brutalen Mörderin sein? Wieder saßen sie sich gegenüber. Alles war wie immer. Und doch war etwas anders. Es war wie ein Hauch. „Frank...“ Er glaubte einer Täuschung unterlegen zu sein. „Frank...“ diesmal lauter und entschlossener. Und er sah wie ihre Lippen seinen Namen formten. „Ich will reden. Mit dir. Aber nicht hier, nicht so.“ Und er verstand. Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen und eine Möglichkeit finden, unter anderen Umständen mit ihr reden zu können. Der Raum war klein, hatte vielleicht 8 oder 10 Quadratmeter. Ein Tisch, zwei harte ungepolsterte Stühle, mehr nicht. Aber die Atmosphäre war das Entscheidende. Hier herrschte eine gewisse Intimität und auf sein Ersuchen hin, hatte man ihr sogar die obligatorischen Handschellen abgenommen. Mona wirkte auf seltsame Art entspannt. Sie sah aus wie immer - nein ihr blondes Haar hatte sie zusammengebunden. Dadurch wirkte ihr bleiches Gesicht noch schmaler. Aber ein schmales Lächeln umspielte ihre Lippen. Frank versuchte es sich so bequem wie möglich auf dem harten Schemel zu machen. Ziemlich schwierig bei einer Körpergröße von 1,94 m. Endlich hatte er eine einigermaßen entspannte Sitzposition gefunden und nun strahlte er die Gefangene vor sich mit seinem unerhört charmanten Lächeln an. Mona hatte keine Notiz von seinen Verrenkungen genommen, noch nicht einmal sein lächelndes Gesicht hatte sie bemerkt. Ihr Blick war in die Ferne oder sonst wohin gerichtet. „Ich war 14 Jahre alt und pummelig. Sommersprossen und Pubertätspickel. Schüchtern und introvertiert. Aber ich wollte so gerne dazu gehören. Zu den tollen Mädels mit Brüsten und Charme und Verehrern.“ Sie lachte auf. Hart und trocken - weit entfernt von fröhlich. Frank überlegte, ob er dazu etwas sagen sollte. „Als letzte von drei Kindern, alles Mädchen, hatte ich immer die Kleidung meiner Schwestern zum Auftragen. Kein Esprit, oder Fishbone. Im besten Fall Woolworth.“ Frank ahnte, was das für ein pubertierendes Kind, das dem ständigen Markenzwang unserer Gesellschaft ausgeliefert ist, bedeuten konnte. „Minderwertig! Minderwertigkeitskomplexe!“ Schoss ihm der Gedanke durch den Kopf. „Aber ich verstand. Nachdem unser Vater sich unter der drückenden Schuldenlast aus dem Staub gemacht hatte, arbeitete Mutter viel - zu viel - um uns über Wasser zu halten. Also unterdrückte ich meine Wünsche und versuchte mit dem was ich hatte, zufrieden zu sein.“ Sie starrte an die Decke und schien eine Spinne auf dem Weg zu ihrem Netz mit den Augen zu verfolgen. Frank fühlte sich unbehaglich. „Warum tun Väter das ihren Familien an?“ musste er denken. Als eingefleischter Junggeselle fiel es ihm ab und an etwas schwer, das Handeln von Familienvätern zu verstehen. „Kindern sind grausam. Alle Kinder sind grausam. Wie Detektive finden sie heraus, woran es dir fehlt oder mangelt und dann haben sie dich. Du sitzt in der Falle. Dein Manko wird ausgeschlachtet und du zum Gespött der Klasse und der ganzen Schule.“ Er lauschte dem Klang ihrer dunklen melodischen Stimme. Sie sprach leise, aber er verstand jedes ihrer Worte. „Aber Anne war anders. Oder zumindest dachte ich, dass Anne anders ist. Sie freundete sich mit mir an, gab mir das Gefühl gemocht zu werden....“ Völlig unerwartet war Mona aufgesprungen und hatte an die verschlossene Tür getrommelt. Der Stahlrohrstuhl war mit einem hässlichen Geräusch um gekracht. Als die Schließerin ihr die Handschellen anlegte, schienen Tränen in den hellen Augen zu schwimmen. Ohne ein weiteres Wort war Mona weg und Frank stand wie benommen in dem kleinen Raum. Sie hatte geredet! Mona hatte nach den ganzen Jahren endlich geredet! Nach dieser ersten gemeinsamen Sitzung, bei der sie gesprochen hatte - ihren Schmerz und ihre Gefühle offenbart hatte - vergingen drei Wochen, bis sie Frank wieder gestattete sie zu sehen. Zu sehen - getrennt durch zentimeterdickes Glas und ohne eine Regung von Gefühl in ihrem auf seltsame Art so wunderschönen Gesicht. Aber Dr. Frank Reinward war zufrieden damit. Zufrieden damit sie zu sehen, ihr matt glänzendes, wieder offen auf die Schultern fallendes, Haar und ihre jetzt grünlich schimmernden Augen zu sehen. Er war inzwischen fast schon besessen von dem Fall der Mona Steffens. Er träumte nachts von ihr. Von ihrer Bluttat, von ihrem Schuldasein, von jedem Aspekt, den er von ihrem Leben wusste. Was war Wahrheit, was Lüge? „Ich muss herausfinden WAS passiert ist!“ sagte sich Reinward und er machte sich daran, jede kleinste Notiz die er über den geheimnisvollen Fall und die noch geheimnisvollere Mona Steffens in Erfahrung bringen konnte, aufzuspüren und akribisch zu analysieren.

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